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Kirana an Mutti: darf ich dich im Himmel besuchen?

Leseprobe aus dem Buch: Kirana an Mutti: darf ich dich im Himmel besuchen?“

Wie alles begann

Kirana ist mit ihren dreizehn Jahren ein ganz normaler, pubertierender Teenager. Heute liegt sie nachdenklich auf ihrem Bett und träumt mit Trä­nen in den Augen vor sich hin: „Wie schön wäre es, wenn Mutti noch ein­mal ganz nah bei mir wäre, ich sie berühren und mit ihr reden könnte.“ Lotta, Kiranas Mutti, starb vor drei Wochen bei einem Autounfall.

Eigentlich war es ein Sonntag wie jeder andere auch. Allerdings war Kirana am Tag zuvor zu spät von einer Geburtstagsparty zurückgekommen und Lotta war richtig sauer auf sie. Kirana fand, dass ihre Mutter mal wieder komplett überreagiert hat.

„Was ist schon dabei, wenn ich mal zwei Stunden später, als abgemacht, nach Hause komme!“, hatte sie ihre Mutter angefaucht. Sie verstand nicht, dass ihre Mutter sich große Sorgen um sie machte.

Wütend ging Kirana ins Bett und simste noch eine Weile mit ihrer Freundin Ellie. „Meine Mutter ist echt doof. Immer regt sie sich wegen Kleinigkeiten absolut künstlich auf“, tippte sie in ihr Handy. „Ja, meine ist auch voll hys­terisch“, schrieb Ellie zurück.

Die beiden Freundinnen meckerten noch eine Weile über ihre „bekloppten Mütter“, dann wechselte das Thema zu der Party, die sie gerade besucht hatten. „Der Tommy und der Kai sind doch richtig süß“, schwärmten sie. Dann unterhielten sich noch eine Weile über die Party und die süßen Jungs. Anschließend war Kirana völlig erschöpft aber mit süßen Träumen eingeschlafen.

Am nächsten Morgen erinnerte sie sich nach dem Aufwachen an den Streit mit ihrer Mutter. Sie ging daher ziemlich motzig die Treppe herunter und hatte beschlossen kein einziges Wort mit ihr zu sprechen. Die Eltern saßen schon beim Frühstück und ihr Vater begrüßte sie freundlich: „Guten Mor­gen, mein Sonnenstrahl, na hast du gut geschlafen? Du siehst ja ziemlich mitgenommen aus!“

„Ach lass mich in Ruhe“, quetschte Kirana hervor und ließ sich trotzig auf einen Stuhl plumpsen. Kirana nahm sich ein Brötchen und schmierte miss­mutig Butter und Marmelade drauf.

Ihre Mutter versuchte ein Gespräch anzufangen: „Kirana, ich meine es doch nicht böse, wenn ich erwarte, dass du pünktlich nach Hause kommst. Du bist erst dreizehn Jahre alt und da gibt es nun mal Regeln, die du ein­halten musst.“ Kirana legt den Kopf in den Nacken und bläst ihre Backen auf. „Ach, diese alte Leier wieder. Solange du deine Füße unter unseren Tisch stellst … blablabla!“

Lotta antwortete entrüstet: „Du bist so ungerecht. Wir tun doch alles für Dich, damit du es gut hast. Da wird es doch wohl nicht zu viel verlangt sein, dass du uns auch ein bisschen entgegen kommst?“

„Oh man, lasst mich doch einfach in Ruhe!“, schrie darauf Kirana wutent­brannt und rannte mit ihrem Brötchen die Treppe zu ihrem Zimmer hin­auf. Sie knallte die Tür hinter sich zu und warf sich aufs Bett. Sie simste nun wieder mit ihrer Freundin Ellie.

Einige Zeit später hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Da simste sie an Ellie: „Endlich fährt die dumme Nuss zur Arbeit. Jetzt nervt sie wenigstens nicht mehr rum. Hast du Lust später mit zum Handball zu gehen?“ Ellie schrieb zurück: „Klar, wir treffen uns in fünfzehn Minuten an der Bushalte­stelle.“

Kirana ging daraufhin zu ihrem Vater nach unten und sagte ihm, dass sie sich gleich mit Ellie treffen wird. Dieser erwiderte: „Hm, eigentlich sollte ich dir heute Hausarrest erteilen, nachdem du so trotzig zu deiner Mutter warst. Aber naja, ich will mal nicht so sein. Ich wünsche Euch viel Spaß.“ Kirana gab ihm strahlend einen Kuss auf die Wange und ging sich schnell umziehen. Dann verließ sie das Haus.

An der Bushaltestelle wartete Elli schon und die beiden fuhren zusammen zum Handballspiel. Dort trafen sie dann einige Mitschüler und hatten eine Menge Spaß miteinander. Ungefähr eine Stunde später klingelte das Handy von Kirana. Sie sah, dass es die Nummer ihres Vaters war und drückte ihn weg. „Och nee, nun nervt mein Vater auch noch. Der will mich sicher kon­trollieren. Ich stelle jetzt das Handy auf lautlos.“ Alle kicherten fröhlich und widmeten sich wieder dem Spiel.

Nachdem das Spiel beendet war nahm Kirana wieder ihr Handy aus der Ta­sche und sah, dass der Vater zigmal angerufen und auch mehrmals auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Dies kam ihr nun doch seltsam vor und sie spürte ein absolut mulmiges Gefühl in der Magengegend.

Sie rief ihren Vater zurück. Dieser schluchzte leise ins Telefon: „Wo steckst du nur? Ich muss Dir etwas Furchtbares sagen.“ „Was ist denn passiert?“, fragte Kirana erschrocken.

Der Vater antwortete: „Ich komme zu Dir. Das kann ich dir nicht am Tele­fon sagen.“ Kirana informierte den Vater, dass sie momentan an der Sporthalle wäre und er fuhr sofort zu ihr.

Kirana kam es vor wie Stunden, bis ihr Vater endlich um die Ecke bog. Sie wusste, dass etwas Schreckliches passiert sein musste, denn so aufgelöst hatte sie ihren Vater noch nie erlebt.

Als er aus dem Wagen stieg sah sie, dass er ganz verheult war. Sie rannte ihm entgegen: „Was ist denn los? Ist etwas mit Mutti?“ Er nahm sie ganz fest in den Arm und schluchzte: „Die Polizei war vorhin bei mir. Mutti ist mit dem Auto verunglückt.“

Kirana schaute ihn ungläubig an: „Dann lass uns schnell zu ihr ins Kran­kenhaus fahren!“ Der Vater entgegnete mit Tränen in den Augen: „Nein, es ist leider zu spät. Sie ist direkt am Unfallort gestorben.“

Kirana stand plötzlich völlig neben sich. Ihre Gedanken rasten durcheinan­der. „Das kann doch gar nicht sein. Meine Mutti ist doch noch viel zu jung zum Sterben. Ich glaube das nicht. Meine Mutti ist nicht tot !!!“

Kirana und ihr Vater erlebten die folgenden Tage und Wochen wie in Tran­ce. Sie konnten es beide nicht fassen, dass Lotta wirklich nicht mehr wie­der kommen würde.

(…)